Hey Tilo, stell dich bitte unseren Lesern vor – wer bist Du und wie bist Du zur Konzertfotografie gekommen?

Ich bin der Tilo, auch bekannt unter meinem Pseudonym Tilografie und bin knapp 51 Jahre. Mit dem fotografieren hab ich 1995 angefangen und habe mich kontinuierlich und stetig weiterentwickelt. Damals natürlich noch Analog mit einer Canon plus Zubehör.

Ein paar Jahre später bin ich dann in die Mittelformat-Fotografie eingestiegen. Das hieß natürlich meine Nächte in der Dunkelkammer zu verbringen. Meine ersten Jobs in Zusammenhnag mit Band- und Konzert-Fotografie begann irgendwann im Jahre 2008. Eine befreundete Band aus Kassel fragte Fotos an und seit dem bin ich dabei geblieben. Aus einem leidenschaftlichen Konzertgänger wurde ein leidenschaftlicher Konzertfotograf.

Meine Geschicke hab ich mir selber beigebracht. Die Leidenschaft zu Fotografieren und ein gewisses Auge sind da natürlich von Vorteil. In meinem normalen Leben habe ich einen Vollzeitjob, der mir jedoch die Möglichkeit gibt, gleichzeitig auch mit der Fotografie Geld zu verdienen.

Mit welcher Kamera und zusätzlichem Equipment fotografiert Du bei Konzerten hauptsächlich?
Ich Arbeite mit zwei DSLR Kamera´s von Canon. Meine Kamera Objektive sind ein 16-35 f4 und ein 70-200 f2.8 von Canon. Meistens hab ich beide am Start um nicht während der Show die Objektive zu wechseln. So kann ich mich auf das Wesentliche konzentrieren.

Wie bereitest Du Dich auf eine Show oder die jeweiligen Künstler vor?
Wenn ich die Band oder den Künstler nicht kenne, dann schaue ich mir ab und an mal ein Live-Mitschnitt an. Die Position des Sängers, Gitarrenhaltung etc. sind schon von Vorteil, damit man weiß, wo man sich im Graben am besten positionieren sollte. Wichtig ist immer ein voller Akku und die Kameraslots mit Speicherkarten zu versehen. Klingt doof, aber passiert jedem schon mal, genau diese wesentlichen Dinge zu vergessen. Ich persönlich nehme nach dem Fotografieren immer die Speicherkarten aus der Kamera und stecke sie separat ein. Dann sind die Konzertfotos sicher im Kasten und können nicht mehr verloren gehen.

Tilo Klein Tilografie
Foto: Daniel Stahlmann

Stichwort: Three songs, no flash – Welche Tipps zur Musikfotografie kannst Du anhand Deiner Erfahrung geben, um den perfekten Moment einzufangen?
Versuche immer eine Bewegung einzufangen und achte darauf, dass der Focus richtig sitzt. Bei schlechtem Licht ruhig den finger auf dem Auslöser lassen. Iso und Belichtung hoch setzen. Aber das hängt auch von jedem seinem Equipment ab. Lichstarke Objektiven sind immer von Vorteil.

Welche Einstellung deiner Kamera nutzt du am häufigsten auf Konzerten?
Meistens Arbeite ich mit Blende 2.8 – 4.0 und einer Belichtung zwischen einer 100tel aufwärts. Die ISO werte richten sich nach der Hallenbeleuchtung. Versuche aber nie über 6400 zu kommen. Da stößt meine Kamera an ihre grenzen.

Wie sieht die kreative Arbeit nach dem Konzert aus? Wieviel Zeit und Energie steckst Du in die Nachbearbeitung und wie hoch ist die Erfolgsquote Deiner Bilder?
Nach dem Konzert lasse ich meine Bilder immer erst einen Tag liegen bevor ich sie Sichte. Frag mich nicht warum aber ich mache das so. Es sei denn es geht auf Tour, dann setze ich mich nach den Konzert Direkt dran. Jeder Fotograf hat seine eigene herangehensweise. Ich schaue mir jedes Bild einzeln an was ich geschossen habe und bewerte dann, bearbeiten tu ich alles in Lightroom es sei denn es sind Promo Bilder. Dann ziehe ich Photoshop mit dazu.

Je nach dem wieviele Bilder es sind, im Schnitt pro show 800-1000 oder bei Festivals auch gerne das drei bis vierfache, dauert natürlich die Bearbeitungszeit der Fotos. Mein Work-Flow ist aber etwas zu langsam aus eigener Wahrnehmung. 50 Bilder kommen in die engere Auswahl wo dann meistens 20 gute und wenn ich glück habe 2 sehr gute dabei sind. Bin da aber sehr kritisch. Es gab auch schon konzerte wo alles schief ging. Erst vor kurzem löste sich mein Objektiv bei der Show von der Kamera und flog schön über den Fließenboden in die Massen. Nicht schön aber passiert halt mal.

In welcher Region und welchen Städten bist Du häufig anzutreffen und was sind Deine bevorzugten Locations?
Fotografieren tu ich meisten hier in der Region, also Kassel. Ich bin aber auch manchmal in Frankfurt am Main oder in Leipzig zu finden. Große Hallen sind für Konzertfotografen schon recht angenehm weil meistens die Produktionen Mega sind und somit die Bilder gewaltiger werden. Kleine Club´s haben aber auch ihren Charme aber der Kampf mit dem Perfekten Licht ist nicht immer angenehm. Am liebsten Fotografiere ich aber auf Rock Festivals ( Rock am Stück, Full Force, Wacken oder das Open Flair ), da ist man irgendwie teil des ganzen und mittendrin im Geschehen und die Musik stimmt auch noch.

Erinnerst Du Dich an das erste Konzert erinnern, das Du fotografiert hast? Welche Show war es und wie war die Situation?

Mein erstes Konzert war hier in Kassel. Auf einem Stadtfest hab ich eine befreundete Band abgelichtet die nix davon wusste. Sie waren vom Ergebnis sehr begeistert und haben mich dann gleich für ein Covershooting gebucht. Also alles richtig gemacht :-). Aber es ist ein langer und schwieriger Weg. Es ist nicht immer angenehm im Graben und es ist nicht immer leicht auch eine Akkredetierung zu bekommen.

Wie wichtig sind Konzert oder Tourfotografen für Künstler oder Künstlermanagement? Würdest Du Beispiele Deiner Arbeit nennen?
Ich denke in der heutigen socialmedia zeit sind Konzert und Tourfotografen schon wichtig. Die Außendarstellung einer Band geht ja nicht nur über die Musik als solches. Fotos oder auch Videos nehmen da einen gehörigen Platz ein. In wie weit sich eine Band sowas leisten kann oder will hängt natürlich auch von ihrem Budget ab. Wenn ich zum Beispiel mit der Band Unantastbar unterwegs bin ist das schon ein Full Time Job der anstrengend ist aber unglaublich viel Spaß macht. Und das steht bei mir immer im Vordergrund. Dort gibt es zum Beispiel von jedem Tag ein Tourtagebuch mit Bildern vor und hinter der Bühne.

Wie unterschiedlich sind Bandfotos im Vergleich zu On-Stage-Fotos und wie gehst Du hierbei vor?
Persönlich bevorzuge ich immer die on stage Bilder. Bin wohl eher der Typ der aus der Situation heraus Fotografiert. Gestellte Bilder sind nicht so meins, obwohl ich sagen muss das mir eine Band die sowas dann schon öfter gemacht hat auch sehr hilft. Gerade in sachen Mimik ist das sehr hilfreich.

Wie lange hat es für Dich gedauert Deinen persönlichen Stil zu finden?
Ich suche den glaube immer noch. Da ich sehr gerne Schwarz Weiß Bilder mache kann ich über einen Stil von mir nix sagen. Es kommt immer auf die entsprechende Situation an.

In wie weit haben Dir Fachmagazine, Bücher oder Tutorials von anderen Fotografen dabei geholfen?
Geholfen haben sie mir nicht wirklich. Klar schaue ich mir die Arbeiten von Kollegen an, aber jeder muss da irgendwie sich selbst verwirklichen. Wenn ich hier von Unterstützung sprechen darf dann sind das sicherlich das Pressure Magazine oder auch das Tribe Online Magazin sowie die macher vom Rock am Stück Festival in Fritzlar oder auch die Band Unantastbar die mir immer ihr vertrauen gegeben haben.

Welches Deiner Konzertfotos ist dir besonders gut gelungen?
Das ist wieder so eine Frage. Es gibt schon ein paar Bilder die mir wirklich gut gefallen. Aber auf den MEGA Shot warte ich noch immer. Zum Glück!! Das bewerten überlasse ich lieber anderen.

Biohazard live shot Tilo Klein

Tilo Klein im Interview über Konzertfotografie - Live Shots Konzertfotos

With Full Force 2018 Foto: Tilografie Tilo Klein
With Full Force 2018 Foto: Tilografie Tilo Klein

Interview von Marcus Liprecht im März 2019

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Musik-Experte und Konzertfotograf. Chefredakteur und Gründer von Konzertfotos.app (seit 2019), Pressure Magazine (seit 2010) und Oivision (2000-2008)

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