Dirk Behlau, alias „The Pixeleye“, geboren 1971, ist Designer, Filmemacher und ein international bekannter Fotograf, gebürtig aus Köln. Im Interview spricht Dirk Behlau über Konzertfotografie und Bandshootings.

Hey Dirk, stell dich bitte unseren Lesern vor – wer bist Du, seit wann fotografierst du und wie bist Du zur Fotografie gekommen?

Ich bin Dirk Behlau, auch bekannt unter meinem „Künstlername“ The Pixeleye. Ich bin eigentlich Grafik Designer, aber auch Film Regisseur und Fotograf. Ich fotografiere seitdem ich meine erste Agfa Ritsch-Ratsch Kamera als Kind bekam. Mein Vater war in meiner Jugend ein leidenschaftlicher Hobbyfotograf und verbrachte viel Zeit damit unsere Familie zu portraitieren. Davon ist irgendwie etwas auf mich übergegangen, denn auch ich fotografiere am liebsten Menschen. Professionell fotografiere ich seit ca. 15-20 Jahren.

Welche Themen und Motive faszinieren dich und was war das vielleicht ungewöhnlichste Fotojob, den du je angenommen bzw. umgesetzt hast?

Ich fotografiere primär Musiker, amerikanische Autos, Custombikes, Models, Lifestyle und Kustom Kulture – also alles, was für mich „rockt“. Ungewöhnliche Fotojobs hatte ich schon jede Menge, u.a. war ich zweimal mit der finnischen Rockband „Leningrad Cowboys“ in Mexiko für mehrere Wochen um die härteste Auto-Rallye der Welt, die „Carrera Panamericana“ zu filmen und zu fotografieren. Mit einer Horde trinkwütiger Finnen durch Mexiko zu ziehen war schon extrem lustig. 

Finnische Rockband Leningrad Cowboys Foto Copyright: Pixeleye Dirk Behlau
Finnische Rockband Leningrad Cowboys – Copyright: Dirk „The Pixeleye“ Behlau

Anfang des Jahres bin ich mit Blind Guardian nach Prag geflogen um im Rudolfinum die Orchester- und Choraufnahmen für das kommende Album zu begleiten. Letzte Woche habe ich die isländische Band Sólstafir bei einer Show in einer Kirche gefilmt & geshootet, das war auch sehr cool.

Wie lange hat es für Dich gedauert Deinen persönlichen Stil zu finden?

Das kann ich selber schlecht beantworten. Ich habe immer das Bild schon im Kopf bevor ich abdrücke. Viele Leute erzählen mir allerdings, dass sie ein Foto von mir sofort zwischen vielen anderen erkennen würden.

In wie weit haben Dir Fachmagazine, Bücher oder Tutorials von anderen Fotografen dabei geholfen?

Gar nicht, weil ich immer alles selbst ausprobieren muss. Tutorials und Fachmagazine habe ich nie gelesen, dass funktioniert für mich einfach nicht.

Mit welcher Kamera und zusätzlichem Equipment fotografiert Du hauptsächlich?

Im Moment primär mit einer Canon Mark IV, zudem habe ich noch zwei Canon 7D Mark II als Backup. Eigentlich mache ich alles mit dem Canon 24-105 1:3. Dann habe ich noch ein Canon 70-200 1:4, das schon zehn Jahre auf dem Buckel hat. Das reicht mir völlig. Möglichst wenig Gepäck, ich benutze eine alte Fototasche in der die Kameras drin liegen, ohne Kameradeckel. Equipment ist schön aber nur ein Werkzeug für mich.

Foto Copyright: Pixeleye Dirk Behlau
Fox von Grand Magus Copyright: Dirk „The Pixeleye“ Behlau

In Bezug auf die Konzertfotografie – Wie bereitest Du Dich auf eine Show oder die jeweiligen Künstler vor?

Ich schaue mir im Vorfeld die ein oder andere Band an um zu sehen wie sich sich auf der Bühne bewegt und um einen groben Eindruck zu bekommen.

Welche Tipps zur Musikfotografie kannst Du anhand Deiner Erfahrung geben, um den perfekten Moment einzufangen? 

Stehe nicht da wo alle stehen und mach nicht das gleiche Foto, das 90% aller anderen Fotografen machen. Wenn man sich hinterher die verschiedenen Fotos anschaut sehen fast alle gleich aus.

Foto Copyright: Pixeleye Dirk Behlau
PARKWAY DRIVE – Foto Copyright: Dirk „The Pixeleye“ Behlau

Ein gutes Konzertfoto bedeutet für mich nicht, dass man die Musiker alle portraitmäßig abfrühstückt – es sollte ein emotionales Foto sein das heraussticht. Ich persönlich fotografiere am liebsten auf der Bühne, normale Grabenfotos finde ich relativ reizlos. Man muss vorausahnen können was als nächstes passiert und beim fotografieren ein Auge dafür haben was sonst noch passiert auf der Bühne um nichts zu verpassen.

Welche Einstellung deiner Kamera nutzt du am häufigsten auf Konzerten? 
Automodus

Wie sieht die kreative Arbeit nach dem Konzert aus? Wieviel Zeit und Energie steckst Du in die Nachbearbeitung und wie hoch ist die Erfolgsquote Deiner Bilder?

Ich benutze Adobe Lightroom seit Ewigkeiten, noch bevor es von Adobe gekauft wurde und es noch RAWShooter hieß. Ich bearbeite die Sachen recht schnell, meistens noch am gleichen Tag auf Festivals. Ich habe da so einen Richtwert pro Foto und Bearbeitung: Nicht mehr als 20 Sekunden. Es wird nichts beschnitten oder bearbeitet ausser Colour Grading.

Foto Copyright: Pixeleye Dirk Behlau
STEVEN TYLER – Copyright: Dirk „The Pixeleye“ Behlau
Rob Zombie Foto Copyright: Pixeleye Dirk Behlau
ROB ZOMBIE – Copyright: Dirk „The Pixeleye“ Behlau

Ich fotografiere nicht im Dauerfeuer, wie es ja bei vielen üblich ist, sondern nur ganz gezielt. Deswegen ist die Quote auch sehr hoch und ich muss mich nicht durch Berge von Fotos wühlen, was viel Zeit spart.

Erinnerst Du Dich an das erste Konzert erinnern, das Du fotografiert hast? Welche Show war es und wie war die Situation? 

Das war Peter Pan Speedrock auf der Rheinkultur in Bonn, soweit ich mich erinnere.

Häufig stehen die Musiker auch fernab der Bühne für Label oder Promo-Shootings vor Deiner Linse. Wie unterschiedlich sind Bandfotos im Vergleich zu On-Stage-Fotos und wie gehst Du hierbei vor?

Promo Shootings für Plattenlabels passieren auch oft auf Konzerten oder Festivals kurz vor dem Auftritt. Ein gutes Beispiel dafür sind z.B. Lucifer, die ich 10 Minuten vor Ihrem Auftritt beim Rockpalast in Bonn fotografiert habe. Für die meisten Musiker sind Fotoshootings nicht wirklich etwas worauf sie Lust haben, es ist eher ein notwendiges Übel.

Lucifer Bandfoto Copyright: Pixeleye Dirk Behlau
LUCIFER Offizielles Bandfoto – Copyright: Dirk „The Pixeleye“ Behlau

Die meisten Musiker sind unsicher und fühlen sich oft nicht wohl in ihrer Haut, egal ob kleine oder große internationale Stars. Dementsprechend mögen sie klare Ansage und wenn man als Fotograf weiss was man will.

Es sollte zügig gehen. Je weniger Stress für die Musiker, desto besser. Ist ein bisschen wie beim Zahnarzt: Es soll möglichst schnell gehen mit perfektem Ergebnis und wenn alles vorbei ist sind alle erleichtert haha.

Foto Copyright: Pixeleye Dirk Behlau
Paul Ansell, Plattencover „Money & Lies“ Copyright: Dirk „The Pixeleye“ Behlau

Neben den Profis vor der Kamera, gibt es sicherlich auch Personen, die bei Shootings nicht aus sich heraus kommen. Wie nimmst Du Deinen Models bzw. Teilnehmern die Scheu vor der Kamera? 

Indem man ungezwungen mit ihnen umgeht und ihnen sagt, dass sie gut aussehen werden. Der ein oder andere dumme Spruch hilft auch. Man muss sich in die Personen hineinversetzen, sie coachen und auf den Punkt kommen. Dann zeigt man die ersten Shots und danach flutscht es meistens von allein.

Eine ungezwungene Atmosphäre ist sehr wichtig. Fotografieren können viele aber Du musst die Stärken und Schwächen einer Person sekundenschnell einschätzen können und dann das Optimum rausholen.

Welches Deiner Konzertfotos ist dir besonders gut gelungen?

Wie schon gesagt, ich mag on-stage Bilder am liebsten. Am bekanntesten ist wahrscheinlich mein Foto von Mitch Lucker von Suicide Silence auf dem With Full Force 2012, dass nach seinem Tod um die Welt ging.

suicide silence mitch lucker Foto Copyright: Pixeleye Dirk Behlau
Suicide Silence mitch lucker () Copyright: Dirk „The Pixeleye“ Behlau

Mehr über Dirk Behlau auf den folgenden Webseiten:

www.thepixeleye.com

www.dirkbehlau.de

Interview mit Marcus Liprecht am 30. März 2019

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Musik-Experte und Konzertfotograf. Chefredakteur und Gründer von Konzertfotos.app (seit 2019), Pressure Magazine (seit 2010) und Oivision (2000-2008)

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